Sonntag, 24. August 2008

80 Stunden im Zug

So, wir sitzen nun also im Zug von Moskau nach Irkutsk. Guillaume gab uns den Tipp, dass wir viel Wodka brauchen wuerden; pro Person und Tag eine Flasche -- also insgesamt 8 Flaschen.
Nun sind wir ja keine Alkoholiker, also hatten wir angenommen, dass wir auch mit 2 Flaschen hinkommen wuerden -- doch weit gefehlt. In unser Cupe sind auch 2 Russen mit eingestiegen, die hatten auch 2 Flaschen dabei. Nun konnten die zwar kein Wort deutsch oder englisch; aber ich hab ja ein Woerterbuch dabei, und ein paar Brocken russisch kann ich ja auch noch. Die erste Flasche Wodka war schon leer, da hatten wir noch nicht einmal Moskau verlassen.
Irgendwie war ich danach total dicht und konnte eigentlich nur noch die Augen schliessen. Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich dann noch mal kurz aufgewacht bin, und mir ein weiterer Becher Wodka gereicht wurde. Dieser gab mir dann total den Abschuss. Roman muss sich irgendwie dann noch ein paar Stunden mit den 2 Russen unterhalten haben (ohne dass er auch nur eine Silbe russisch kann -- fragt mich nicht, wie er das gemacht hat). Ich dachte mir dann spaeter, dass jetzt was alkoholfreies ganz gut waere, also bin ich zum Samowar und hab mir erst mal nen Tee gemacht. Den hab ich dann schnell getrunken; und gleich noch einen zweiten hinterher. Dies war dann endgueltig zuviel fuer meinen Magen und ich musste erst mal reihern. Dummerweise standen wir da gerade am Bahnhof, und die Toiletten waren verschlossen. Also blieb mir nichts anderes uebrig, als mich dazu einfach mal aus dem geoeffneten Fenster zu lehnen ...
Naja, ich hab dann nicht mehr wach bleiben koennen und bin dann schlafen gegangen. Die beiden Russen sind dann frueh am morgen irgendwo zwischen Moskau und Jekaterinburg auszusteigen; so waren wir dann bis Jekaterinburg allein.
In JB sind dann wieder 2 junge Russen bei uns eingestiegen; 2 Kadetten im Ministery of inner Affairs. Immerhin weiss ich noch deren Namen: Michael und Igor. Michael konnte auch recht gut Englisch, so haben wir uns dann noch ueber eine Menge unterhalten.
Mittlerweile sind wir dann auch mit anderen Mitreisenden aus unserem Wagen ins Gespraech gekommen; es waren ein paar Slowaken, ein paar Italiener und ein paar Russen dabei. Am Abend kamen dann noch ein paar Freunde von Michael und Igor mit zu uns ins Cupe, sie wollten den 753. Geburtstag ihrer Heimatstadt feiern (Eventuell ist jetzt die Zahl nicht ganz korrekt; ich weiss nur noch, dass das ne total krumme Zahl und keinerlei Jubilaeum war.). Aus Hoeflichkeit haben wir da auch noch mit angestossen. Zusaetzlich kam dann noch ein anderer Russe ab und zu vorbei; er hatte stets eine 2,5-Liter-Flasche Bier dabei und hat jedem erst mal seinen Becher damit vollgemacht ...
So ging es dann die naechsten 2 Tage weiter: Igor hatte die beste Beschreibung der Zugfahrt geliefert: "Beer - Sleep - Beer - Sleep - Beer - Sleep - Beer - Irkutsk"
Mehr als sich besaufen kann man ja auch nicht in dem Zug. Die Taiga ist an dieser Stelle voller Birken, vermutlich liegt das daran, dass da einfach mal entsprechend der Wald abeholzt und nicht mehr vernuenftig aufgeforstet wurde - der geneigte Leser kann ja mal die allwissende Muellhalde dazu befragen. Zwischen den Baeumen gab es auch mal kurz ein paar sibirische Doerfer ... total windschiefe Holzhaeuser -- aber fast jedes davon hatte eine Satelittenschuessel auf dem Dach. Ab und zu hat man aber gesehen, dass es da mit Sibirien doch Stueck fuer Stueck "bergauf" geht: Der eine hat da mal nen neuen Zaun, der andere hat mal sein Haus neu angestrichen, etc.
Kurz vor Irkutsk (wir waren zeitlich total im Plan -- ich hatte gerade die Puenktlichkeit der russischen Bahn gelobt), blieben wir dann aber erst mal stehen, so dass wir dann doch mit zweieinhalb Stunden Verspaetung in Irkutsk eintrafen. Flo hatte die Zeit aber brav auf uns gewartet, so dass wir ihn dann erst mal begruessen konnten ...

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