So, nachdem wir ja schon etwas Erfahrung mit Zugfahren in Russland hatten, sind wir also in den Zug nach Ulan-Bator gestiegen.
Sofort fiel uns auf, dass die Cupes doch etwas anders waren; der Wagen gehoerte ja auch nicht der russischen Bahngesellschaft sondern der mongolischen. Die Ablagefaecher unter den Sitzen waren etwas kleiner, wir konnten da zum Beispiel keinen ganzen Rucksack mehr unterbringen. Ausserdem hatten die Tueren ein paar Schrauben mehr.
Die Fahrt war zunaechst in etwa so, wie wir es ja schon gewohnt waren, nur mit dem Unterschied, dass dieses Mal keine Russen mehr in unserem Wagen waren, sondern fast nur Backpacker. Sogar eine Gruppe von Deutschen war dabei. Nachdem wir da etwas getrunken und ein paar Zigaretten geraucht hatten (ich glaube, ich hab noch nicht erwaehnt, dass sich am einzigen Platz, wo man im Zug rauchen darf, naemlich im Bereich der Tueren zum Ein- und Aussteigen, kein Fenster oeffnen laesst), bin ich dann auch relativ zeitig (ich glaub, es war kurz vor Mitternacht) ins Bett gegangen. Roman und Flo haben dann noch in einem anderen Wagen etwas gefeiert.
Mitten in der Nacht musste ich dann raus, weil meine Blase etwas drueckte, und wurde sofort geschockt: Unser Abteil liess sich zwar von innen verriegeln, allerdings war der Mechanismus etwas beschaedigt, so dass er irgendwie nicht mehr aufging. Durch mein Ruetteln an der Tuer, begleitet von laut gefluesterten Fluechen ueber das elende R...envieh hab ich dann Roman geweckt. Wir haben daraufhin gemeinsam versucht, den Verriegelungsmechanismus zu verstehen und die Blende der Tuer abzuschrauben, was uns allerdings nicht gelang. Eine letzte Schraube wollte sich partout nicht bewegen lassen (wir hatten ja auch keinen richtigen Kreuzschlitz dabei). Zum Glueck haben wir dann bemerkt, dass die Begleiterin unseres Wagens gerade aussen vorbeilief, so konnten wir uns bemerkbar machen, worauf sie uns aufschloss (von aussen schien das noch funktioniert zu haben). So konnte ich mich dann endlich erleichtern, es wurde auch allerhoechste Zeit. 5 Minuten spaeter waren wir dann naemlich wieder auf einem Bahnhof (ich glaube, es war Ulan Ude), und die Klos waren wieder verriegelt.
Ich bin dann wieder eingeschlafen und irgendwann am Morgen ganz normal wieder aufgestanden.
Gegen Mittag erreichten wir dann den letzten Bahnhof in Russland (НАЧШИ). Dort hatten wir dann erst mal 4 Stunden Aufenthalt. Also sind wir mal ausgestiegen, um zu schauen, ob wir uns auch mal was zu essen kaufen koennen. Und Tatsache: Es gab einen kleinen Markt, auf dem man nicht nur Piroggen, Obst und Gemuese, sondern auch noch andere lebensnotwendige Utensilien wie DVD-Player kaufen konnte.
Waehrend wir was gegessen haben, vertrieben wir uns die Zeit mit dem Zuschauen von Rangierarbeiten der russischen Bahn. Unser Zug wurde naemlich ziemlich "zerpflueckt". Den hinteren Teil des Zuges (hinter unserem Waggon) haben wir bereits in Ulan Ude "verloren"; jetzt ging es daran, den ersten Teil, der wieder zurueck nach Irkutsk fuhr, wieder auf die Schiene zu stellen. Dazu war es notwendig, unseren Waggon erst mal auf ein anderes Gleis zu schieben (was erst mal dazu fuehrte, dass einige unserer Mitreisenden zunaechst verwundert schauten), aber nach etwas Hin-und-her (wir haben uns soeben gefragt, ob die Russen vielleicht einfach mal Modelleisenbahn in gross spielen wollten), war unser Zug dann abfahrbereit. Jetzt waren auch nur noch 2 Waggons uebrig, einer fuer die erste Klasse und unserer.
Dann mussten wir erst mal wieder ne Weile im Zug verharren fuer die russische Ausreisekontrolle. War etwas lustig: Zuerst kam eine recht freundlich wirkende Beamtin, die unsere Immigrations-Zettel etwas "korrigierte" (Nachbesserung der Buchstaben, vergessene Kreuze nachtragen, etc.). Danach kamen zwei etwas unfreundlich aussehende Beamtinnen, die unsere Paesse wieder sehen wollten. Nach sorgfaeltiger Pruefung, ob wir tatsaechlich die sind, die auf dem Fotos abgebildet waren, haben sie uns allein gelassen und sind mit all unseren Paessen erst mal in ihr "Kabuff" verschwunden. Waehrend dieser Zeit haben wir dann bangend gewartet, ob uns die Russen nun aus dem Land lassen oder nicht. Schliesslich hatte die Tante am Bahnschalter in Moskau einen kleinen Tippfehler bei der Eingabe meiner Visa-Nummer in die Zugfahrkarte gemacht. Aber anscheinend verlief alles problemlos. Die Gepaeckkontrolle gestaltete sich als ausgesprochen einfach. Nur mal kurz fuer ca. 5 Sekunden heraustreten, dann durften wir auch schon wieder zurueck in unser Cupe. Anscheinend hatten die Russen da auch keinen rechten Bock mehr. Es war schliesslich Sonntag; und einen ganzen Waggon voll mit Backpackern zu kontrollieren macht bestimmt nicht gerade viel Spass.
Endlich ging es also weiter. Ich hab zum Glueck die Zeit genutzt, um jetzt erst mal schnell aufs Klo zu gehen. Es dauerte naemlich nicht lange, dann erreichten wir die mongolische Grenzstation. Dort ging das gleiche Spiel wieder von vorn los: Paesse abgeben, diverse Zettel ausfuellen und warten. Irgendwann kam dann auch mal die Gepaeckkontrolle (immerhin musste ich da mal meinen Rucksack kurz aufmachen), dann kurz heraustreten, wir konnten uns wieder setzen. Flo und Roman hatten allerdings ein anderes menschliches Problem. Erst nach laenger Diskussion mit einem mongolischen Soldaten konnten sie auch mal kurz in das Toilettenhaeuschen verschwinden. Bei dem Soldaten handelte es sich bestimmt um einen armen kleinen Wehrpflichtigen, der da einfach seine Befehle zu befolgen hatte. Vermutlich hat der auch Blut und Wasser geschwitzt, dass Roman und Flo tatsaechlich auch wiederkommen. Irgendwie wollten wir naemlich nicht so recht glauben, dass das Wort "Genf" in Russland und der Mongolei bekannt ist; geschweige denn die Verbindung "Genfer Konvention" (nach dieser darf man einem Menschen nicht verweigern, seine Notdurft zu verrichten).
Naja, nachdem Roman und Flo dann auf dem Klo waren, rollte der Zug dann auch irgendwann weiter (nachdem an den Anfang des Waggons wieder ein paar Wagen geschoben wurden).
Es ging dann irgendwie weiter nach Sukhebataar, wo wir dann auch ein paar Minuten Aufenthalt hatten. Da haben wir uns dann auch mal was mongolisches am Bahnsteig gekauft (wobei man staendig von irgendwelchen anderen Mongolen genervt wurden, ob wir nicht Geld tauschen wollen -- was wir aber schon im Zug erledigt haben; die mongolische Zugbegleiterin hatte da eindeutig die besseren Karten).
Ca. 30 Minuten spaeter fuhr unser Zug dann wieder los. Leider war es inzwischen dunkel, so dass wir nicht viel von der mongolischen Landschaft mitbekommen haben. So haben wir dann noch einer niederlaendischen Backpackerin geholfen, ihre letzten Wodka-Reste zu vernichten.
Irgendwann bin ich dann schlafen gegangen; um 5.oo Uhr hat mein Handy mich dann geweckt (ich hielt es fuer sinnvoll, etwa eine Stunde vor Ankunft mal meinen Rucksack wieder zu packen). So sind wir dann tatsaechlich puentklich um 6.1o Uhr im regnerischen Ulan Bator aus dem Zug ausgestiegen.
PS: es gibt wieder neue Fotos auf Picasa, manche sind zwar jetzt doppelt vorhanden, wenn ich Zeit und Lust habe, tu ich das auch mal umordnen und kommentieren.
Auch die Bilder von Roman sind online verfuegbar
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1 Kommentar:
Hallo Alter, nicht dass Du noch zu Alki mutierst. Viel Spass weiterhin und bleib sauber.
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